Helmut Joe Sachse – g
Helmut Forsthoff -ts
Heiner Reinhardt – bcl
Manfred Hering – as
Wolfram Dix – dr
Mit der zwölften Auflage unserer Grenzüberschreitungen können wir auf 40 Jahre Jazzclub „Fuchs“ e.V. zurückblicken. Seitdem haben wir in vielen Konzerten erleben können, „dass gerade der Jazz, die Improvisation, nach wie vor als etwas ungemein Politisches wahrgenommen wird – von denen, die sie machen, genauso wie von ihren Hörern und selbst von denjenigen, denen diese Musik ein Buch mit sieben Siegeln bleibt“ (Wolfgang Knauer).
Nicht alle Musiker, die in den vierzig Jahren bei uns zu Gast waren, haben ihre Musik als politisches Statement gesehen. Für viele unserer Hörer boten die Konzerte eine Möglichkeit, Neues zu erfahren, zu erleben, wie aus offenem Aufeinander zugehen, sich auf den Anderen einzulassen, wie in der Begegnung und im freien Spiel etwas gemeinsames Neues entstehen kann. Gerade in unserer Anfangszeit hatten aber auch wir regelmäßig Hörer, denen die Musik zwar verschlossen blieb, deren Interesse aber desto mehr „dem gesellschaftsverändernden Potential des Jazz“ wie es Maxi Sickert formulierte, dessen aufbrechender Wirkung, galt.
Hier möchten wir mit Grenzüberschreitungen XII – 40 Jahre Jazzclub FUCHS e.V. anschließen. Gerade in der heutigen Zeit, in der Verschiedensein oft als Gefahr gesehen wird, wollen wir mit unserer Konzertreihe die Veränderungspotentiale, die dem Jazz nach wie vor innewohnen, als eine Form der Auseinandersetzung mit dem Tradierten präsentieren. Unser Anliegen als Jazzclub Fuchs war und ist es, diesen Potentialen einen Raum zu bieten. Mit den Grenzüberschreitungen XII wollen wir auch weiterhin darauf fokussieren, dass Verschiedensein, Meinungsvielfalt, Potentiale für gemeinsames Neues in sich bergen kann. Als Hörer zu erleben, wie Grenzen produktiv überschritten werden können, eröffnet Erfahrungen, die auch auf das alltägliche Handeln wirken können. „Eine Revolution im Sinne einer sozialen Bewegung kann nicht gefördert werden. Die Kunst, die sie auslösen kann, und die Bedingungen der Künstler und Musiker, die sie schaffen, hingegen schon“ (Maxi Sickert in einem Beitrag zur Kulturförderung in der Zeit-online am 10. Februar 2012).
Auch ohne revolutionären Anspruch war es dem Jazzclub Fuchs e.V. immer ein wesentlicher Anspruch, improvisierte Musik als eine Kunstform, deren künstlerischer Ansatz Reflexion über spontane Strukturen ermöglicht, zu präsentieren. Diese Strukturen repräsentieren jedoch exemplarisch eine Vielfalt in Stil, Ausdruck und Erleben. Diese Vielfalt erfahrbar zu machen und damit auch Möglichkeiten zu eröffnen, Anderes zu erleben, sich damit auseinanderzusetzen und dieses bestenfalls zu akzeptieren, ist gerade in der heutigen Zeit aus unserer Sicht ein wichtiges Anliegen.
Mit den Grenzüberschreitungen XII machen wir einen speziellen Aspekt von Kultur erlebbar und leisten damit einen Beitrag zum Diskurs über den Zustand unserer Gesellschaft.
Zu dem ersten Konzert der Reihe haben wir ein Quintett, dessen Mitglieder in anderer Konstellation schon in Chemnitz zu hören waren, eingeladen: das Helmut Joe Sachse Quintett. Joe Sachse: „Zu den Erfordernissen unserer Zeit gehört die Gründung einer Band. Während sich andere Zeitgenossen mit leistungsstarken Frauen oder anmutigen Autos zufrieden geben müssen, drängt es unsereinen, eine Horde hagerer, finster dreinblickender Musiker um sich zu sammeln, um lautstark die Menschheit zu beglücken…“
Beglückende Momente sind tatsächlich zu erwarten, denn wie Jörg Konrad im Jazzpodium schreibt „… weil bei seinem unorthodoxen Spiel die Tradition immer spürbar bleibt und der künstlerische Auflösungsprozeß niemals zum Selbstzweck verkümmert. Und natürlich, weil bei ihm die Einheit zwischen individueller Persönlichkeit und musikalischem Ausdruck in jedem seiner Auftritte und Veröffentlichungen überzeugend kompakt bleibt.“
Die Mitglieder des Quintetts entstammen der gleichen Tradition wie die meisten ihrer Chemnitzer Hörer, der konservativen Musikausbildung mit Bezügen zur europäischen Klassik und reicher Erfahrung in Improvisation und Bezug zu Musikern anderer Kontinente.
Insofern werden wir Musik, die an Bekanntes anknüpft und Heimat bietet, aber von den Erfahrungen in der Fremde und des Fremden erzählt, hören.