Fern allem musikalisch Gewöhnlichen : Klangwelten
Franz Hautzinger – tp Isabelle Duthoit – voc
Die HörerInnen werden von dem Zweiergespann in eine geheimnisvolle, collagenartige Klangwelt geführt, in der die herkömmlichen Regeln des Musikmachen komplett aufgehoben sind. Nach Melodien und irgendwelchen strukturgebenden Rhythmen sucht man im dem von den beiden Dargebotenen vergeblich. Solche sind schlicht und einfach nicht existent. Was vielmehr regiert, sind das avantgardistische Experiment mit Klängen und Stimmen und das Ausreizen aller Möglichkeiten, die das vorhandene Instrumentarium bietet.
Isabelle Duthoit kreischt, schreit, wispert, gurgelt, flüstert und zischt sich ohne Text und fast schon hexenhaft durch die Stücke, Franz Hautzinger bearbeitet seine Trompete auf unterschiedlichste Weise und erzeugt abstrakte Sounds, die mehr als Störgeräusche durchgehen denn als irgendetwas auch nur im Ansatz Harmonisches. Was die beiden entstehen lassen, sind geheimnisvolle Klanggebilde, die eine seltsam anmutende Stimmung entwickeln, eine, die auf zum Teil auf verstörende Art eine seltsame Anziehungskraft entfaltet.
Zugegeben, die wirklich leichte Kost ist es nicht, die Isabelle Duthoit und Franz Hautzinger hier präsentieren. Das auf „Lily“ zu Gehör Gebrachte ist etwas, mit dem man sich schon intensiver auseinandersetzen muss, um es in seiner Ganzheit fassen zu können. Tut man dies aber und taucht in diese ungewöhnliche Klangwelt ein, so erfährt man letztlich ein Hörerlebnis, das einen auf intensive Weise packt.
Michael Ternai